Vor zwei Wochen kam aus Köln die fröhliche Botschaft: Göttingen siegte bei den RheinStars und besiegelte damit den Aufstieg der Berlin Braves Baskets in die Gruppe A der NBBL nach nur einem Jahr Verbleib in der „zweiten Liga“.

Die Belohnung für die erfolgreiche Saison umfasst allerdings auch die Playoffs-Teilnahme – auch wenn gleich gegen den Sieger der Hauptrunde in der Gruppe A, die Young Rasta Dragons aus Vechta, gespielt werden musste.

Am gestrigen Sonntag fand in Berlin das erste Spiel statt. Und die Berlin Braves Baskets sorgten sofort für eine faustdicke Überraschung.

Unsere Jungs erbrachten nach einigen Minuten der Gewöhnung die beste Leistung der Saison, was Konzentration, Teamgeist und Einsatz betrifft, und legten schon in der ersten Halbzeit den Grundstein für die Sensation. Trotz 16 Ballverluste schafften es unsere Jungs den Rückstand der ersten sechs Minuten (12:19) aufzuholen und im zweiten Viertel davonzuziehen. Nach der Halbzeitpause steigerten sich die Berlin Brave Baskets weiter in der Defensive und attackierten die Zonenverteidigung mit Hand und Fuß, sodass der Vorsprung zweistellig wurde. Die Young Rasta Dragons versuchten nochmal heranzukommen, aber unsere Jungs ließen nichts anbrennen und feierten mit 86:75 den ersten Punkt in der Best-of-Three-Serie.

Das Spiel kippte im zweiten Viertel, nachdem die Young Rasta Dragons in der Anfangsphase versucht hatten, den höheren Rang durchzusetzen. Der Impuls kam aus der Verteidigung, die viel Druck beim Spielaufbau ausübte und darauf abzielte, das Innenspiel zu unterbinden, Vechta zu Einzelaktionen zu zwingen und Ballgewinne für schnelle Fastbreaks zu generieren. Der Plan ging auf. Die Young Rasta Dragons schloßen den zweiten Abschnitt mit nur einem Assist auf dem Konto und einer Wurfquote von 26 %. Die Berlin Braves Baskets übernahmen zum Auftakt des zweiten Viertels die Führung (28:26) und werden sie nicht mehr abgeben.

Aus den fünf Punkten Vorsprung zur Halbzeit (43:38) wird im zweiten Durchgang deutlich mehr. Emanuel Mpacko leitete mit einem Coast-to-Coast den entscheidenden Run, Ben Lenhardt weitete ihn mit seinem vierten Dreier aus, John-Hubertus Kropp setzte das Ausrufezeichen mit einem And-One zum 60:46.

Vechtas Headcoach wollte den Trend mit mehr Dreierversuchen noch ändern, doch die Quote blieb weiterhin mäßig (12/38 am Ende) und die Berlin Braves hatten sowieso immer wieder eine Antwort parat. Mal ist es Darijo Kopilovic mit einem Offensivrebound (66:51), mal ist es Ruomi Walter mit einem sehenswerten Backdoor-Cut (74:61), mal ist es Maxim Klanten, der aus dem Post die Zonenverteidigung austrickste und zweimal traf (78:66).

Die Young Dragons kamen mit den letzten Kräften und zwei Dreiern nochmal in der 39. Minute heran (82:75) und erhofften sich noch die überraschende Wende vom Stop-the-Clock. Unsere Jungs behalten an der Freiwurflinie die Nerven und fuhren den Prestigesieg ein.

Sucht man einen einzelnen Helden am Ende dieses Nachmittags, bleibt man enttäuscht. Denn dieser Sieg hat die schnellen Beine von Ruomi, den starken Oberkörper von Joel, die Hand aus der Distanz von Ben, das schlaue Köpfchen von Maxim gegen die Zonenverteidigung, das schnelle Denken von Andrej beim Rebounding und die Bissigkeit von Emanuel. Alles von Headcoach Josef Dulibic zu einem Ungeheuer geformt, das die Drachen – zugegeben, ohne vier Leistungsträger – in die Ecke gedrängt hat. 

Ob ich überrascht bin? Ja und nein. In der Vorbereitung hatte ich schon festgestellt, dass der Unterschied zwischen Gruppe A und Gruppe B nicht so groß war, wie zum Beispiel im vergangenen Jahr. Das hat uns Mut gemacht. Was die Jungs auf dem Feld heute geleistet haben, überrascht mich nur in der Summe. Wir haben für 33 Minuten wirklich auf sehr hohem Niveau gespielt, eine erstklassige Defense gezeigt und jeder einzelne Spieler hat etwas Entscheidendes geleistet, auch wenn das zum Teil nicht in die Statistik kommt. Das ist, was wir uns zum Saisonanfang vorgenommen hatten und ich bin froh diesen Punkt erreicht zu haben und mit diesem Sieg gekrönt zu haben. Mit diesem Selbstvertrauen fahren wir nun nach Vechta. Wir wissen, dass uns ein verärgerter und wahrscheinlich verstärkter Gegner erwartet, aber wir werden bereit sein“, so Headcoach Dulibic nach der Schlusssirene.

Das zweite Spiel steigt am kommenden Sonntag in Vechta. Mit einem weiteren Sieg stehen die Berlin Braves Baskets im Halbfinale, bei einer Niederlage wird eine dritte und entscheidende Partie – ebenfalls in Vechta – ausgetragen.

Foto: Ingo Urban